Verborgene Zimmer und geheime Gänge im Residenzschloss Ludwigsburg

Normalerweise denken wir bei einem Barockschloss an große, helle Räume mit prunkvollen Einrichtungen. Doch hinter den bunten Tapeten verbirgt sich an manchen Stellen eine geheime Tür. Sie führt in die Räume der Dienerschaftskammern. Gewöhnlich bleiben diese bei Führungen im Verborgenen – mit einer Ausnahme. Die Sonderführung „Blick hinter die Kulissen“ im Residenzschloss Ludwigsburg gibt einen Einblick in die Welt der Schlossdiener.

Die Sonderführung „Blick hinter die Kulissen“

schloss-ludwigsburg-blick-hinter-die-kulissenZunächst beginnt die Führung im Erdgeschoss und führt uns durch lange Gänge mit künstlichem Licht. Nebenbei erfahren wir einige Eckdaten über die Entstehung des Schlosses, das ursprünglich als Jagdschloss von Herzog Eberhard Ludwig geplant war. Er verstarb im Jahr 1733 bevor das Schloss fertig gestellt war. Über 29 Jahre dauerte der Bau des Ludwigsburger Residenzschlosses, das über 459 Räume umfasst. Das Südgebäude ist der größte Gebäudeteil. Hier findet die Führung durch die Dienerschaftsgänge und-kammern statt. Über 100 Stück sind es an der Zahl. Was viele außerdem nicht wissen: Heute leben elf Familien in dem Schloss. Die Mieten sind nicht besonders teuer, allerdings ist es Voraussetzung im Schloss beschäftigt zu sein.

Ein geheimer Kellerraum

img_6665Eine Treppe führt uns hinunter in den Keller, wo wir in einen großen Raum treten, der sich direkt unter dem Schlafzimmer befindet. In der Decke ist ein großes Loch eingelassen, das verschlossen ist. Bis heute ist nicht geklärt, wofür dieses geheime Zimmer bei der Entstehung des Schlosses gedacht war. Der Vorraum beherbergt eine Apparatur, die ursprünglich für warmes Badewasser sorgen sollte. In diesem Raum erfahren, bekommen wir einen Einblick in das damalige Leben. Baden war zu dieser Zeit etwas Besonderes. Nur zwei Mal im Jahr machten die Menschen einen Ausflug, um sich zu baden. Die Menschen hatten Angst vor Wasser – zu groß war die Befürchtung sich darüber mit einer Krankheiten wie der Pest anzustecken. Darüber hinaus hatte man Sorger dass sich der Körper mit Wasser vollsaugt. Daher griffen die Menschen lieber auf Parfüm zurück.

Einblick in das Leben der Diener

img_6671Durch graue Gänge geht es für uns weiter bis ins erste Obergeschoss. Dort betreten wir einen Raum der höheren Diener, was an Stuck an der Decke erkennbar ist. Fenster gibt es keine und auch sonst sind die Räume nur spärlich eingerichtet: ein Tisch mit mehreren Stühlen, ein Bauernschrank aus Holz und eine Lampe, die Licht spendet. Elektrizität gab es damals allerdings nicht und Kerzen waren teuer. Deswegen wurden Rapsöl-Lampen angezündet, die einen unangenehmen Geruch verbreitet haben mussten. Das Leben der Schlossbewohner muss dunkel und beengend gewesen sein. Sie standen auf Abruf ihrem Vorgesetzten bereit und konnten in der Regel keine eigene Familie haben.

In einem weiteren Dienerschaftsraum finden wir einen Toilettenstuhl. Zur damaligen Zeit gab es keine fest eingebauten Toiletten, sondern Stühle, weshalb man bis heute noch vom Stuhlgang spricht. Auch in diesem Zimmer gibt es keine vollständige Einrichtung mit Betten der Diener. Alles wirkt kahl und etwas heruntergekommen im Vergleich zu den gepflegten, strahlenden Räumen des Herzogs. Hier wohnten die einfachen Diener, da sie weiter vom Herzog entfernt lebten und der Raum weniger schön gestaltet war. Einen Vorteil hatten sie jedoch, ein Fenster spendete Licht und frische Luft.

Anschließend dürfen wir eine der Wohnungen betreten, die früher an Privatpersonen vermietet waren. Die Räume werden heute für Kinder-Veranstaltungen genutzt. Zum Beispiel lassen sich dort Geburtstage mit Kostümen feiern. Das kalte Dachgeschoss dürfen wir ebenfalls betreten. Es erscheint unwirklich in einem Teil des Schlosses zu sein, da alles aus einfachem Holz gestaltet ist.

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Vom Keller bis zum Dachboden

Etwa zwei Stunden ging die Sonderführungen durch Heizgänge, Kellergewölbe und versteckte Innenhöfe. Wir hatten uns die Geheimgänge länger und verschachtelter vorgestellt und gehofft uns in einer Art geheimen Labyrinth wiederzufinden. Die Führung durch die Gänge ist allerdings schlichter gehalten. Vielmehr gibt sie einen Einblick in das wenig prachtvolle Leben der Diener. Es steht in direktem Kontrast zu den fürstlichen Schlossräumen und man kann sich vorstellen, dass das Leben als Schlossangestellter hart gewesen sein muss. Dadurch bekommt man einen neuen Eindruck vom sonst märchenhaft wirkenden Schloss. Man taucht in die Geschichte des Schlosses ein und erfährt, wie die Räume zu Zeiten Carl Eugens und den Weltkriegen genutzt wurden.

 

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