Barocke Spiele im Schloss Ludwigsburg

Egal ob analog oder digital – Spiele erfreuen sich einer immer größeren Beliebtheit und sind seit mehr als 3.000 Jahren fundamentaler Bestandteil unserer Kultur. Sie erfüllen unsere grundlegendsten Bedürfnisse: Überleben. Gemeinschaft. Heldentum. Das Residenzschloss Ludwigsburg gibt einen Einblick in die geschichtliche Bedeutung von Spielen und lädt die Teilnehmer zum Mitspielen ein – ein Führung, die wir als Spielefans gerne begleiten möchten.

bild1Wir finden uns an einem Freitagnachmittag im Residenzschloss für die Sonderführung „Barocke Spiele“ ein. Dort beginnt unsere Führung durch verschiedene Räume des Schlosses. Währenddessen erzählt eine Führungsleiterin aus der Zeit des Herzogs Carl Eugen, der im jungen Alter von 16 Jahren an die Macht kam und über 400.000 Untertanen unter sich hatte. Es ist eine Zeit, in der weiß gepuderte Frauen in zu engen Korsetts ohnmächtig wurden und Eheschließungen aus wirtschaftlichen Gründen stattfanden, ohne dass sich die Partner je zuvor gesehen hatten.

bild 2Laut Überlieferungen soll der Herzog eine Vielzahl von Frauen gehabt haben. Um den Überblick zu behalten, befahl er allen Frauen, mit denen er ein Verhältnis hatte, blaue Schuhe zu tragen. Sein zügelloses Liebesleben führte wohl auch dazu, dass seine Ehefrau nach wenigen Jahren Ehe zurück zu ihren Eltern floh.

Aber Carl Eugen liebte nicht nur die Damen. Auch die Architektur war ihm eine Herzensangelegenheit. So erfahren wir, dass wir ihm zahlreiche Schlösser zu verdanken haben: das Neue Schloss in Stuttgart, das Carl-Eugen-Appartment im Schloss Ludwigsburg, das Seeschloss Monrepos und die Schlösser Solitude und Hohenheim. Während den Erzählungen durchqueren wir königlich-anmutige Räume, die in bunte Tapeten gehüllt sind. Ölgemälde hängen an den Wänden und antike Holzmöbel zieren die Zimmer.

bild3Neben den Anekdoten über Carl Eugen wird vor allem der Frage nachgegangen: Was wurde am Hof gespielt? Wir dürfen verschiedenen Spiele ausprobieren, nachdem sich alle Teilnehmer in zwei Teams aufgeteilt haben: Team Baden und Team Württemberg. Wir (Team Baden) beginnen mit einer Partie Kegeln. Wir rollen eine hölzerne Kugel – etwa in der Größe einer Orange – über den Boden und bringen die ersten schmalen Kegel zu Fall.

Das nächste Spiel, das wir während unserer Erkundungstour spielen, ist Ringewerfen. Ein aus Seil geflochtener Ring muss so geworfen werden, dass möglichst viele Punkte erzielt werden. Weniger Geschicklichkeit dafür mehr Glück braucht unser Team beim nächsten Spiel, dem sogenannten Eulen Spiel, das bereits von Mozart gespielt wurde. Die Würfel entscheiden, wie viele Spielsteine man nehmen bzw. abgeben muss. Wer keine Steine mehr hat verliert. Während unser Team bei Geschicklichkeit immer die Nase vorne hatte, büßen wir hier ein paar Punkte ein. bild 4Am Ende gewinnen wir jedoch die Gesamtauswertung und unser Team bekommt zur Belohnung ein Glas Sekt. Nachdem wir auf unseren Sieg angestoßen haben, lassen wir den Nachmittag gemütlich ausklingen und stellen noch ein paar abschließende Fragen.

Alles in allem kombiniert die Führung „Barocke Spiele“historische Erzählungen, die einen in das Leben am Hof eintauchen lassen, gekonnt mit spielerischen Aktivitäten. Aus diesem Grund können wir die Führung allen Spielebegeisterten und geschichtlich Interessierten ans Herz legen, die für einen Nachmittag in ein barockes Zeitalter eintauchen wollen.